Die erste Aufnahme zeigt den Stadtturm, der bereits im 13. Jahrhundert erbaut und zwischen 1535 und 1542 erweitert wurde. Wenige Jahre zuvor (1532) konnten die Bürger von Waidhofen die Bedrohung durch osmanische Reitertruppen, die während ihrer Raubzüge in den umliegenden Dörfern Angst und Schrecken verbreiteten, erfolgreich abwehren. Den Waidhofnern gelang die Vertreibung der Osmanen. Raubgut und Pferde wurden zurückgelassen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Pferde und der umfangreichen Beute wurde der Ausbau des Stadtturms finanziert. Das zwiebelförmige Dach (heutiges Aussehen) erhielt er vermutlich im 17. Jahrhundert.

Das Foto wird uns dankenswerterweise von einem Vereinsmitglied zur Verfügung gestellt und ist Teil eines größeren Kellerfunds der Familie. Anhand von abgebildeten Kindern auf mehreren Aufnahmen, kann der Aufnahmezeitraum auf etwa Mitte der 1930er Jahre festgelegt werden. Dies wird außerdem durch ein interessantes historisches Detail bestätigt.
Bei der Betrachtung einer noch älteren Fotografie auf der Internetseite der Stadt Waidhofen (Historische Gebäude) fiel etwas auf: die Aufschrift auf dem Turm (mittlerer Bereich) fehlt. Diese entstand erst 1932, als anlässlich des 400-Jahr-Jubiläums der Osmanenvertreibung ein großes Fest inszeniert wurde. Man wollte in einer politisch radikalisierten Krisenzeit das Nationalbewusstsein der Bevölkerung stärken. Wortlaut der Aufschrift: „Im Jahre 1532 schlugen Bürger, Schmiede und Bauern die Türken in die Flucht und erbauten zur Erinnerung diesen Turm.“ Das Foto kann somit nicht vor 1932 aufgenommen worden sein.
Die zweite Aufnahme hat einen etwas eigenwilligen Bildaufbau. Sie entstand auf einer Brücke (heute Bereich Untere Zellerbrücke) bei der Einmündung des Schwarzbachs in die Ybbs. Das Geländer verdeckt einen Großteil der dahinter befindlichen Burg- und Schlossanlage – lediglich der obere Teil des Bergfrieds ist zu sehen, sowie der Turm der Pfarrkirche im Hintergrund.

Der mittelalterliche Baukern der Burg geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Es folgte der Ausbau zu einer Schlossanlage mit Bergfried. Nach einer Periode des Verfalls gelangte die Anlage 1875 in den Besitz von Baron Albert von Rothschild, sodass man auch heute noch vom Rothschild-Schoss spricht, obwohl es mittlerweile der Stadt Waidhofen gehört und als Kulturzentrum genutzt wird.
Quellen: (abgerufen 22.12.2024)
https://waidhofen.at/historische-gebaeude
https://www.oeaw.ac.at/tuerkengedaechtnis/denkmaeler/ort/waidhofen-a-d-ybbs-stadtturm
https://de.wikipedia.org/wiki/Rothschildschloss#%C3%84u%C3%9Feres