Kurz Austro-Daimler genannt, wurde die Oesterreichische-Daimler-Motoren-Commanditgesellschaft Bierenz Fischer u. Co 1899 als Tochtergesellschaft der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet. Das erste Automobil stellte die Firma 1900 in Wiener Neustadt her, der erste Wagen mit Allradantrieb folgte fünf Jahre später. Kurz darauf trat Ferdinand Porsche in das Unternehmen ein und blieb 17 Jahre lang.
Neben Flugzeugmotoren wurden auch Rennwagen gebaut, die Porsche und seine Rennkollegen sehr erfolgreich steuerten. Sie belegten bei zahlreichen Rennen die vordersten Plätze.
1909 trennte sich die Tochter- von der deutschen Muttergesellschaft. 1911 erlaubte Kaiser Franz Joseph dem Unternehmen, den kaiserlichen Doppeladler im Firmenwappen zu verwenden, was dem Auto ein hohes Maß an Bekanntheit verschaffte.
Gegen Ende des Ersten Weltkriegs hatten Inflation und hohe Rohstoffpreise zu einer starken Verschuldung des Unternehmens geführt. Der Friedensvertrag von Saint-Germain musste erfüllt und somit die noch vorhandenen Flugzeugmotoren vernichtet werden. Es wurden wieder zivile Kraftwagen hergestellt – darunter teure Luxuswagen.
1920 wurde eine Interessensgemeinschaft mit den Fiat-Werken (Wien) und den Puch-Werken (Graz) gebildet. Die Einkaufs- und Verkaufsorganisationen und die Konstruktionsbüros sollten zusammengelegt und bei den Daimler-Werken vereinigt werden.
Rationalisierung war also schon damals ein Thema.
Die markante Kühlerfigur, die man auf unserer Fotografie wunderbar erkennen kann, wurde um 1927 eingeführt. Es handelt sich um eine Armbrust mit Pfeil, umschlossen von einem Ring. Das neu entwickelte Modell ADR, konstruiert von Ing. Rabe, kam zur Auslieferung und wurde zum erfolgreichsten Produkt. Es wurden 2400 Fahrzeuge produziert.
In den nächsten Jahren folgten die Auflösung der Interessensgemeinschaft, die Fusion mit der Puch-Werke AG, die Arbeitsgemeinschaft mit der Steyr-Werke AG und schließlich 1934 der Zusammenschluss mit Steyr zur Steyr-Daimler-Puch AG. Die Fertigung von PKWs der Marke Austro-Daimler wurde eingestellt.
Nach diesem Überblick über die Firmengeschichte, kommen wir nun zur Fotografie, die leider nicht den ganzen Wagen, sondern nur den vorderen Teil zeigt – dafür aber mit wunderbaren Details.
Natürlich sticht neben der bereits erwähnten Kühlerfigur auch die unterhalb des Einfüllstutzens für das Kühlwasser angebrachte Plakette mit dem Markenschriftzug ins Auge. Die Kühlermaske besitzt ebenfalls eine sehr charakteristische Form, wodurch ein hoher Wiedererkennungswert gegeben ist. Während der innere Ausschnitt für das Kühlernetz eckig ist, hat man das Kühlergehäuse außen abgerundet. Schließlich soll noch die besondere Gestaltung der vorderen Kotflügel erwähnt werden.
Ein Blick auf das Reifenprofil legt den Schluss nahe, dass der Wagen zum Zeitpunkt der Aufnahme noch recht neu war.
Insgesamt bestach der Wagen nicht nur durch eine außergewöhnlich schöne Optik, sondern auch durch hochkarätige Technik und beste Verarbeitung.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Austro-Daimler (abgerufen am 23. 05.2020)
https://www.austrodaimler.at/firmengeschichte/ (abgerufen am 23.05.2020)
Michael Schlenger: Vorkriegs-Klassiker-Rundschau unter: https://vorkriegs-klassiker-rundschau.blog/tag/austro-daimler (abgerufen am 25.04.2020)
Hans Seper u. a.: Österreichische Automobilgeschichte. Eurotax Verl., Klosterneuburg 1999
Franz Pinczolits: Austro Daimler. Paul Daimler und Ferdinand Porsche - Pioniere des Automobils. Weilburg Verlag, Wiener Neustadt 1986